Strauchs Wanderlust

Freundschaftsweg

Im idyllischen Bliesgau eroberten wir uns fast 20 km mit sanften 310 Höhenmeter auf diesem internationalen Rundweg. Frankreich und Deutschland gleichermaßen verbindet diese Route grenzübergreifend. Der offizielle Startpunkt ist die Kreuzkapelle am Ortsausgang von Medelsheim in Richtung Gersheim, wo man auch kostenlos parken kann. Von Montag bis Freitag kommt mit dem regulären ÖPNV-Verkehr vom Gersheimer Busbahnhof mit der Linie 578 und vom Blieskasteler Busbahnhof mit der Linie 577 relativ regelmäßig bis zur Haltestelle Medelsheim Kirche. Samstags und sonntags leider nur über den „ALT“, ein Anruf-Linien-Taxi, den man 1 Stunde vorher telefonisch Bescheid geben muss.

Wir hatten Glück🍀🐞🐽!! Die Sonne strahlte um die Wette, uns war mummelig warm und direkt am Anfang war die „Kreuzkapelle der Schmerzhaften Mutter“ geöffnet. Dieses Kleinod wurde bereits 1767 zur Wallfahrt erkoren und beherbergt eine Pietà von 1554. Am allerniedlichsten war aber die Weihnachts- bzw. Winterdeko, die liebevoll platziert und ausgesprochen geschmackvoll war.

Bevor wir so richtig durchstarteten, lasen wir noch die Infos zu den örtlichen Rundwanderwegen „Der Medelsheimer“ und „Medelsheimer Kreuzweg“, welche hier am Parkplatz ebenfalls beginnen.

Ruhig und mit Bedacht folgten wir im Uhrzeigersinn der Beschilderung in das Dörfchen Medelsheim, dass gerade mal ca. 480 Einwohner zählt.

Archäologische Funde und Spuren sind von der frühen Bronzezeit an bis zur untergehenden gallo-römischen Epoche im Ort und Umgebung nachweisbar, aber erst 888 wird die frühe fränkische Siedlung „Medilinesheim” in einer Urkunde des ostfränkischen Königs Arnulf erstmals als Dorf bezeichnet. Also eine geschichtsträchtige Gegend!

Mit Hilfe unserer Navi-App fanden wir dann den leider sporadisch und ohne Richtungspfeile markierten Weg nach Peppenkum.

An seinem Ortsrand überquerten wir zunächst einen „Spiel-, Rast- und Grillplatz“, bevor wir den 265-Seelen-Ort durchquerten. Er gehört genau wie Medelsheim zur Gemeinde Gersheim.

Auf Asphalt trotteten wir zunächst noch munter weiter durch das Birkenalbtal, bevor wir bergan über breite Feld- und Schotterwege am Rande des Naturschutzgebietes „Grossbirkel/Hungersberg“ entlang zuckelten.

Hier kann man bei Wunsch einem Abstecher über den „Keltenweg“ zum „Keltenhaus“, einem Rastplatz mit Fahrrad-Reparaturstation machen. (https://www.strauchs-wanderlust.info/2023/02/26/keltenweg) Auch den 27km langen Pirminiusweg mit Beginn in der Klosterstadt Hornbach kreuzten wir auf diesem Wegeabschnitt.

Nach dem Überqueren der L102 zwischen Brenschelbach und Riesweiler thronte weit oben Ormersviller!

Unser erster Grenzübertritt rückte nach 7 km an!

Vive la France! 🤝🍷🐌🐸🤝

Hier stießen wir auf den örtlichen Rundwanderweg „Grenzgänger“, der die beiden Länder zwischen Brenschelbach und Ormersviller miteinander verbindet.

Die kleine französische Gemeinde hat gerade mal 383 Einwohner und liegt im Département Moselle in der Region Grand Est.

Durch sie liefen wir quer durch und bogen bergan an in der Ortsmitte in Richtung Chapelle Saint-Joseph.

Dort beindruckten uns die 360°-Sichten auf das Umland, während uns im Gebäude das bunte Glas der Fenster Lichter auf den Boden zauberte.

Die ursprüngliche Kapelle wurde 1885 erbaut und geweiht durch das Betreiben des Ortsgeistlichen Michael Kuhn. Während des 2. Weltkrieges wurde die Kapelle 1939 durch französische Soldaten zerstört. Der jetzige Sakralbau stammt aus 1962/63.

An dieser Stelle informierte eine große Tafel über den Rundweg Moulin d`Eschviller et chapelle Saint-Joseph“, der mit seinen 10km zu den Sentiers d´excellence – Pays de Bitche“ gehört.

Über das kleine Hochplateau, wo wir abwechselnd ins Saarland zur Rechten und ins Bitcher Land zur Linken blicken konnten, entdeckten wir auf der Hälfte der Strecke das Friedenskreuz.

Insgesamt wandelten wir für einen Kilometer auf der aktuellen Grenze, bevor uns die Wegführung nach 11,6 Kilometer in Richtung Utweiler lotste.

Wir besuchten kurz die einstige Kapelle im Ort, die 1934 zur Bruder-Konrad-Kirche umgebaut wurde.

Seit 1310 besteht der Ort, aber die wohl größte, allerdings tragische Wendung ereilte den Ort gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in den Märztagen des Jahres 1945. Die 17. SS-Panzer-Grenadier-Division „Götz von Berlichingen” hatte den Einsatzbefehl, „unter allen Umständen den Gegner vom Reichsgebiet fernzuhalten”. Es entwickelten sich erbitterte Panzerschlachten um den Ort, der nach einem Augenzeugenbericht „nur noch aus Ruinen” bestand. Den Kampf um Utweiler bezahlten rund 600 Deutsche und Amerikaner mit ihrem Leben.😔

Im Sonnenschein spazierten wir gemütlich über Feld- und Wiesenwege zu unserem zweiten Grenzübertritt nach 12 Km. Wie herrlich war die Wärme und die Abwesenheit von Nieselregen!

Immer weiter voran – mittlerweile auf Asphalt – entdeckten wir in der Ferne Guiderkirch und Erching.

So erreichten wir nach 14,7 km den Dorfrand von Guiderkirch, wo wir die „Chapelle Sainte-Anne“ entdeckten! Diese 1619 errichtete Kapelle überraschte: Die Decke war ungewöhnlich bemalt, die Deko war geschmackvoll weihnachtlich inspiriert und man wurde von einem wundervollen Gesang begrüßt. Es stellte sich heraus, dass man interaktiv von einer Playlist sich Weihnachtslieder in Deutsch und Französisch aussuchen konnte.

Beim weiteren Wandern ließ leider die Beschilderung nach, sprich sie war abwesend!

So manövrierten wir uns dank Handy-Navi hinauf nach Erching (420 Einwohner) und hindurch. In den Jahren 1944 und 1945, insbesondere in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges, waren Erching und Guiderkirch Schauplatz schwerster Kriegshandlungen. Von November 1944 bis März 1945 verlief die Hauptkampflinie mitten durch beide Orte. Am 23. Februar 1945 wurde durch das härteste Bombardement der US-Luftwaffe das gesamte Dorf bis auf drei Häuser zerstört. Ein Viertel der damaligen Dorfbevölkerung (41 Menschen, darunter 21 Kinder) kam bei diesem Angriff ums Leben, die Dörfer verloren insgesamt ¼ ihrer Gesamtbevölkerung. 😔

Rechts und links säumten nach dem Ort Hecken, Weiden und Streuobstwiesen den Schotterweg.

Je höher wir kamen, um so mehr konnten wir die Aussichten in den deutschen und französischen Bliesgau genießen.

Nach 18,1 km überquerten wir das letzte Mal die Grenze zurück nach Deutschland.

Wir schlenderten durch das Waldgebiet Baumbusch für gerade mal 500 Meter, bevor wir mit Panoramen über Medelsheim und Umgebung überhäuft wurden.

Die Kreuzkapelle war hinter der letzten Kurve und begrüßte uns zum „Zieleinlauf“.

Fazit: Wow, für einen örtlichen Rundweg bietet diese Runde zahlreiche Aussichten und sakrale Kleinode. Die Beschilderung ist leider noch etwas dürftig, aber wir sind sicher, dass wird sich in nächster Zeit noch ändern. Einkehren könnt Ihr aber entlang der Strecke nicht, daher braucht Ihr Rucksackverpflegung. Begehbar ist sie das ganze Jahr im Grunde, aber Ausdauer braucht Ihr bei der Wegelänge definitiv.

Zeitraum: Januar 2024

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