Strauchs Wanderlust

LahnWeinStieg

Ganze 463 Höhenmeter geballt auf 10,7 Kilometern haben es in sich! Man sollte mindestens 6 Stunden Gehzeit einplanen, da viele Kletterpassagen und anspruchsvoller Untergrund zu erwarten sind. Alternativ kann man die Strecke auch in drei kleinere Schleifen unterteilen.

Startpunkt ist der Bahnhof in Obernhof. Wir waren gespannt auf die versprochenen zahllosen Fernblicke, die wildromantischen Täler von Lahn und Gelbach, die historischen Weinbergslagen mit faszinierender Botanik und die fast schon alpine Herausforderungen mit mehreren Kletterpartien.

Wir waren nicht allein unterwegs! Dies war der erste Tag unserer Saarvengers – „Age Of Westerwood“ – Edition. Saarvengers? Das sind unsere Freunde Sascha und Fely (YouTube-Kanal „Sascha’s Wanderblog“), unser Kumpel Topper (YouTube-Kanal „Toppers Adventures“) und zu unserer großen Freude der beste Wiener Peter (YouTube-Kanal „Ich am Weg“). Wir sind nicht nur über YouTube verbunden, sondern auch privat gut befreundet.

Warum ist diese Gegend so besonders? Wir befanden uns in einem der kleinsten Weinbaugebiete Deutschlands, das sich mit gerade mal 15 Hektar zwischen den Weinorten Obernhof und Weinähr befindet. Das Besondere daran ist die durchgängige Bewirtschaftung seit 900 Jahren.

Das Kloster Arnstein, welches früher ein reines Männerkloster war und seit 2019 Nonnen beherbergt, gilt in der Region als die Wiege des Weinbaues im unteren Lahntal. Auch interessant ist das Obernhof mit seinen 375 Einwohnern inmitten des Naturparkes Nassau liegt. Die eine Hälfte des Ortes liegt durch die Lahn geteilt im Taunus, während sich die andere im Westerwald tummelt.

Mit einem strammen Anstieg vom Bahnhof durch den Ort begann unsere Runde. Die Jungs spielten mit ihren Kameras herum und freuten sich über die großartigen beginnenden Weitblicke ins Lahntal.

Große Aufregung sorgte ein dunkler Stollen. Dieser historische ehemalige Bleierzstollen, welcher später von den Bewohnern als Lager für Wein benutzt wurde, veranlasste die Spielkinder Topper, Peter und Sascha in seine Tiefen einzudringen. Zwei davon hatten ihr helle Freud, aber einer der Jungs floh nach kurzer Zeit dank einer Stechmückenphobie aus seinen Tiefen.

Nun kamen wir am unteren Ende der Weinlage Schreiberlay an.

Sie ist die letzte durchgängig bewirtschaftete Terassenlage an der Lahn. Im Winter 1935/36 wurde auf einer 100 Meter langen Felsrippe mit einer Neigung bis 78 Grad diese Weinbaufläche angelegt.

Mit großem handwerklichem Geschick wurden auf 6000 m² fast ein Kilometer Weinbergmauern mit Treppenanlage und Weinberghaus gemauert. Heute wird er ökologisch bewirtschaftet, auch zum Teil noch mit Rebstöcken aus den 1930ern.

So bietet er einer artenreichen Fauna und Flora ein Zuhause, gilt als Hotspot der Biodiversität und somit als wertvollste Anlage an der Lahn.

An diesem steilen Hang ätzten wir in voller Sonne langsam und irgendwann schweißüberströmt hinauf.

Ganz oben erwartete uns der Goethepunkt mit Aussichtsplattform. Während Sarah den Schatten unterhalb der Plattform genoss, spielten die Jungs weiter oben mit Toppers und Marcos Drohne.

Genießt an dieser Stelle die Ruhe und den Weitblick bis zum Kloster Arnstein und ins benachbarte Gelbachtal!

Die nächsten 1,2 Kilometern sind nichts für schwache Nerven…

Leitern hoch und runter, seilgesicherte Passagen und Gerutsche über Schiefergeröll stets steil hinunter.

Hier krallten sich uralte Stieleichen in den Boden, Flechte und Moose überzogen die Felsen, während die Vogelwelt sich eifrig regte.

Unten im Gelbachtal ragte etwas versteckt der Otto-Wolf-Stollen in den Hang. Dieser 1952 still gelegte Stollen gilt als idealer Lebensraum für Fledermäuse.

Durch kühle Temperaturen, wenig Lichteinfall und einer hohen Luftfeuchtigkeit können die Tiere von Anfang November bis Ende März ihren Winterschlaf halten.

Gemütlich trappten wir nun entlang des Gelbaches. Dieser ist mit seinen 39,7 Kilometern ein gesetzlich geschütztes Biotop. Ein kleines Bonbon bietet aber der sogenannte Barfußhandlauf. Hier kann man mit der Hand am Balken in das kühle Nass steigen und sich so erfrischen.

So langsam machten wir uns Sorgen um Marco. Er wurde immer langsamer, seine Bewegungen unkoordinierter und seine Konzentration flaute ab. Alle Beteiligten hatten ihn genau im Blick.

An der sogenannten Mittelstation, einer Schutzhütte, die sich am nächsten zu erklimmenden Hang befand, begann das große Aufpäppeln. Marco wurde mit Essen, Getränken und einem Schattenplatz versorgt und einige medizinisch Geschulte erkannten einen beginnenden Hitzschlag.

Man muss dazu sagen, dass der arme Tropf seinen normalen Wanderhut im Saarland vergessen hatte. Um doch noch einen Deckel auf der Birne zu haben, kauften am Tag zuvor Sarah und Marco einen Tag zuvor einen günstigen 3-Euro-Hut in Limburg an der Lahn.

Die Moral aus der Geschicht:  Kauft billige, schwarze Deckel nicht!

Die nächsten 100 Meter führten uns wieder über Leitern und Seilsicherungen bergan und schließlich zur sogenannten Bergstation.

Hier befindet sich der Aussichtspunkt Kreuz. Wir vermuten, dass der Platz dem imposanten Gipfelkreuz seinen Namen zu verdanken hat.

Wir trafen an dieser Stelle einen älteren Herrn, der die Hütte 2019 mitgebaut hatte. Er ist ein Heimatkundler, der uns viele Geschichten über die Orte Weinähr und Obernhof und auch einige skurrile Anekdoten erzählen konnte.

Was macht eine YouTube-Wandergruppe an einem solchen Spot? Intros aufnehmen, ziemlich viel Lachen und Seifenblasen in die Luft pusten!

Leider bemerkten wir, das Marcos Befinden sich zunehmend verschlechterte und so wurden hinter seinem Rücken (Der sture Mensch hätte es von selbst nie zugelassen!) heimlich Abbruch-Strategien entwickelt. Hier noch ein großes Dankeschön von Sarah an den Rest der Saarvengers!

Wir passierten noch die Weinlage Giebelhöll, der uns einen weiteren Rundumblick ins Gelbachtal ermöglichte.

Anschließend durchquerten den kleinen Ort Weinähr und nutzten die Abkürzung, welche eine der kleinen Schleifen bot.

So gelangten wir nach 8,6 Kilometern wieder an unseren Ausgangspunkt zurück.

Trotz unseres Abbruches empfanden wir alle diese Wanderung als landschaftlich genial und die zahlreichen Highlights einfach nur zum Niederknien.

Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal herzlich bei Fely bedanken, die uns abends beim Grillabend überschwänglich mit Essen😅 😂 und Herzlichkeit😘 bewirtete.

Fazit: Kein Anfängerweg! Nur wer körperlich fit ist, passende Ausrüstung hat und über Schwindelfreiheit verfügt sollte sich an diese Strecke heranwagen. Dann aber bekommt man grandiose Fernblicke, anspruchsvolle Passagen und eine einzigartige Natur geboten.

Zeitraum: Juni 2022

1 Kommentar zu „LahnWeinStieg“

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