Strauchs Wanderlust

Nahesteig, Etappe 01/02

Der Nahesteig ist mit seinen offiziellen 35 Kilometern für eine zweitätige Mehrtagestour ausgelegt. Die optimale Verkehrsanbindung mit dem Zug am Startpunkt, halber Strecke und Ziel macht ihn für alle Altersklassen interessant. Man kann ihn von Neubrücke sowie von Idar-Oberstein aus beginnen und im kleinen Örtchen Nohen wieder in den Zug nach Hause einsteigen. Alternativ gibt es auch in Nohen im Café Allerhand Gästezimmer.

Wie viele andere in den letzten Monaten haben wir das 9-Euro-Ticket genutzt und autark mit dem Rucksack von Neubrücke aus die Wanderung gestartet.

Knapp 500 Meter Zuwegung vom Bahnhof aus brachten uns zum Anfang. Das kühle und frische Wetter kam uns sehr entgegen, doch heute war ausnahmsweise mal Sarah und nicht Marco die Frostbeule.

Zweimal mussten wir über schwierige Trittsteine die Nahe überqueren.

Vor uns eröffnete sich eine freie Landschaft direkt an der Nahe entlang.

Ein gut ausgebauter Weg informierte uns an 16 Stationen über die Renaturierung dieser insgesamt 3,7 Kilometer langen Strecke im Bereich von Hoppstädten-Weiersbach.

Jahrzehnte lang war die obere Nahe hier in einen künstlichen schnurrgeraden Kanal eingezwängt. Ihre Ufer waren mit massiven Bruchsteinen verbaut und kein Uferbewuchs erkennbar. Das führte dazu, dass das Gewässer mit einer hohen Geschwindigkeit floss, sich tief in das Kanalbett grub und dabei den Grundwasserspiegel sinken ließ. Als nächste Konsequenz ergab sich, dass das Hochwasser keine weiten Auen mehr vorfand und die Sicherheit der Menschen gefährdete. Bis 2012 wurden zahlreiche Gewässerrenaturierungsmaßnahmen umgesetzt und erste Erfolge nach kurzer Zeit durch die natürlich erfolgte Ansiedlung von seltenen Tier- und Pflanzenarten bewiesen. Wir finden, dass dieser Gewässer-Erlebnispfad Obere Nahe wirklich gelungen ist.

Nach circa 1,7 Kilometern erreichten wir ein Festgelände in Weiersbach. Dieses naturbelassene Kleinod mit seinen Wasserspielen für Kinder beherbergte um diese Zeit das Fischerfest, das mit über 1000 Besuchern das größte Ereignis des Dorfes ist.

Vorbei an katholischen Kirche St. Markus durchschritten wir den kleinen Ort. Nach dem Überqueren der Landstraße informierte uns ein Schild, das wir jetzt dem historischen Kirchenweg wandeln würden.

Er ist ein uralter Pfad, der früher von den Bewohnern des Ortes Heimbach genutzt wurde, um zum Gottesdienst nach Bleiderdingen zu gelangen. Der Ort verfügte erst im Jahre 1885 über eine eigene Kirche.

Von hier aus waren es noch 1,7 km bis zum Keltischen Baumkreis. Bis dahin überwanden wir minimale Anstiege, immer auf schmalem Pfad und in Hörweite der rauschenden Nahe.

Natürlich haben wir dort unsere Neugier befriedigt und unsere Geburtsbäume gesucht. Sarah ist ein Zypressen-Mensch und Marco hängt schwer an der Kiefer. Wir stellten lustigerweise fest, dass einige Beschreibungen auf manche unserer Familienmitglieder haargenau passten. Hier findet ihr auch den ersten Kasten mit den Stempeln, die sich an den Servicestationen tummeln. Stempelheftchen sind dort auch gebunkert. Neben dem Spaß aller Stempel Herr zu werden, hat es auch den Zweck, dass man bei Vollständigkeit das Nahesteig-Halstuch zum Freundschaftspreis an den Touristinfos und den Gastgebern am Steig erwerben kann.

Bevor wir weitergingen, gönnten wir uns aus dem rotem Picknickbeutel eine Kleinigkeit. Picknickbeutel? Wieso hatten wir einen dabei? Das ist eine Besonderheit des Nahesteiges, denn man kann bei einigen Gastgebern diesen leckeren gefüllten Sack erwerben und unterwegs verspeisen. Selbstverständlich kann man den Sack, der im Grunde ein roter Turnbeutel ist, am Ende behalten. Eine Vorbestellung beim Gastgeber ist allerdings erforderlich.

Wenig später durchquerten wir ein idyllisches Tal mit einem sprudelnden Bach samt einigen Mini-Brücken.

Eine Abwechslung erbrachte uns ein plötzlich vor uns erscheinendes Feld, das mit mannshohem hohem Gras bewachsen war. Kaum wieder im Wald abgetaucht, suchten wir uns fieberhaft nach Zecken ab.

Man muss aber auch dazu sagen, dass die Geräuschkulisse phänomenal war: die Grillen zirpen so laut als gäbe es kein Morgen.

Zwar über breite Schotterwege, aber im schattigen Forst kamen wir beim achten Kilometer schließlich am Rastplatz Scheidwald an.

Total happy war unser Gemütszustand, denn der Getränkekeller vom örtlichem Angelverein ermöglichte es uns ein kühles Getränk zu kaufen. Es ist alles auf freiwilliger Basis, was man hier für die Getränke bezahlt, also auf Vertrauen bauend.

Ihr findet hier allerdings auch ein errichtetes riesiges Kreuz, das im Jahre 2021 von einem Michael Wagner errichtet wurde. Die Bäume wurden auch für einen großartigen Blick ins Tal gestutzt.

Von nun an ging es bergab und so streiften wir den Ortsrand von Heimbach. Ein süßer, kleiner Kater vom Bauernhof nebenan strich Sarah schnurrend um Beine und Wanderstock.

Der erste richtige stramme Anstieg über 900 Meter hinweg fiel uns mit mindestens 8 kg Marschgepäck auf dem Rücken gar nicht so leicht. Aber Augen zu und durch war die Devise!

Vor uns tat sich eine üppige Ackerlandschaft auf, die wenig später gekrönt wurde von dem Ausblick Heimbach. Es ist ein kleiner gemütlicher Rastplatz mit Sinnesbank, so dass man auf den erstmals 1268 erwähnten Ort hinabblicken kann.

Aber man muss auch sagen, dass die Fernblicke ins Umland uns zum Staunen verleitet haben.

Auf dieser Höhe verläuft auch die sogenannte LebensRaumTour, die auf 2,7 km an 12 Stationen das Thema Streuobstwiese anschaulich verarbeitet. Auf den nächsten Metern knickte Marco aus unerklärlichen Gründen zweimal mit dem gleichen Fuß um. Er hat es zwar ohne Blessuren überstanden, aber wir stellten an dieser Stelle fest, dass seine neuen Wanderschuhe für seine Fußfehlstellung ungeeignet waren. Das war echt Mist!

Nach ungefähr einem Kilometer kam eine neu gebaute Schutzhütte mit großzügiger Grillhütte auf einer offenen Wiese zu unserer Freude heraus. Warum? Ihre Öffnung erinnert uns beide parallel an die Umrisse des Helmes eines Sturmtroopers aus Star Wars.

Die offene Toilette wurde genutzt und die letzten Reste unserer Picknicktasche vernichtet.

Wenig später präsentierte sich uns die zweite Servicestation Eisenbahnerglück.

Hier waren sie sehr einfallsreich und haben neben der fantastischen Aussicht ins Nahetal auch Schilder mit Hashtags für lustige Bilder angebracht.

Über Stock und Stein setzen wir Fuß und Fuß auf einem schmalen Trampelpfad in Richtung Nahetal.

Fast 14 km marschierten wir bereits, um dann weitere 2,5 km im Nahetal zu verbringen.

Dieser Abschnitt gefiel uns besonders gut, da das stetige Rauschen der wilden Nahe fast greifbar neben uns her “plätscherte”.

Die Naheinsel lockte Sarah und so stakste sie vorsichtig auf den Felsvorsprung, der in die Flussmitte breit gefächert ragte. Keine Sorge, wir würden nie einfach so in die Natur trampeln! Hier ist ein Weg mit Treppe, dass es erlaubt an diesem Punkt zu verweilen.

An einer Brücke über das Gewässer stießen wir auf die Beschilderung der Traumschleife Nohener Naheschleife. Sie blieb uns bis zum Etappenende treu.

Ihr solltet unbedingt mal den ausgeprägten Hall unter der Eisenbahnbrücke – genau wie Sarah – ausprobieren.

Einzig die Mückenplage und Sarahs Hunger schmälerten unsere Laune ein wenig.

Die nächsten 1,3 km machten dem „Steig“ im Namen alle Ehre.

Trotzdem gehört dieser Teil für uns zu einem der schönsten der ganzen Wanderung:

Knochige alte Eichen, die dem strammen Wind trotzen. Zerbröselnde Schieferplatten, die unter unseren Füßen knirschten. Stetiges Flattern und Zwitschern der Vogelwelt.

Und der Höhepunkt die Aussicht hinab ins Tal und auf die benachbarten Hügel an einer Steilwand und dabei auf einem liebevoll eingerichteten Rastplatz mit der nächsten Servicestation samt Vinothek.

Vinothek? Einige von euch werden sich freuen, denn sie ist bestückt mit regionalen Weinen. Den Wein haben wir uns verkniffen, da wir sonst den Berg nicht mehr heruntergekommen wären. So leerten stattdessen wir noch ein bisschen unsere Essensvorräte.

Währenddessen umblies uns ein kräftiger Wind, den wir als erfrischend empfanden.

Nur noch 3,3 km trennten uns von dem kleinen Ort Nohen: Zunächst auch Schotter, dann auf Wiesenwegen mit Aussicht und schließlich hinab durch ein schmales Kerbtal.

Dieses Tal ist sehr geschichtsträchtig: während des dreißigjährigen Krieges wurde es als Fluchtroute für den Herzog Bernhard von Weimar genutzt und so konnte er sein ganzes Heer retten. Es wird im Volksmund auch Thermopylenpass genannt.

Auf dem Weg nach Nohen lotste uns die Beschilderung noch zum Kriegerdenkmal für die Gefallenen des ersten und zweiten Weltkrieges. Zwar ein trauriger Platz, aber es bietet eine fantastische Aussicht auf das darunter liegende Nohen.

In dem beschaulichen Dörfchen findet ihr direkt neben dem Café Allerhand den Bahnhof. Wenn ihr nicht wie wir im Ort übernachtet, habt ihr an dieser Stelle die Option mit dem Zug nach Hause zu fahren.

Fazit: Ein rundum gelungener Mix aus verschiedenen Landschaftsformen mit fantastischen Aussichten, gut geplanten Rastplätzen, zahlreichen Informationstafeln gepaart mit dem Picknickbeutel- und Stempelsystem! Trotz allem empfehlen wir euch aber durch die Schwierigkeit einzelner Passagen eine gute Trittsicherheit samt passendem Schuhwerk und Ausdauer aufgrund der Länge, um diesen Weg auch genießen zu können!

Zeitraum: Juli 2022

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