Strauchs Wanderlust

Saar-Glan-Weg, Etappe 03/05

Von Dörrenbach nach Freisen führte uns die dritte Etappe über 21 Kilometer hinweg durch das Ostertal. Wir eroberten uns auf diesen „Vergessenen Weg“ 660 Höhenmeter hinauf und 470 Höhenmeter hinunter. Der Startpunkt befindet sich auf einem kleinen, etwas versteckt liegenden Parkplatz in der Dorfstraße in Dörrenbach. Am besten orientiert Ihr Euch an der Bushaltestelle Ortsmitte und biegt dann direkt daneben in die kleine Sackgasse hinein, alternativ guckt Euch den Track auf Komoot/OutdoorActive an.

Jede Menge Parkmöglichkeiten findet man am Ziel um die Bruchwaldhalle, wo eine Tennisanlage und ein Fußballplatz ganz in der Nähe sind. Mit dem ÖPNV hapert es in Dörrenbach leider ein bisschen: Montag bis Freitag kann man vom Busbahnhof St. Wendel (Linie 623) und vom Bahnhof Ottweiler (Linie 644) regelmäßig den Ort ansteuern. Am Wochenende strandet Ihr mit dem ÖPNV im Nirvana.

Wesentlich erfreulicher ist die Anbindung nach Freisen: am Bahnhof St. Wendel (Bushaltestelle ZOB St. Wendel) fahren sogar die Buslinien 603 und 604 nach Freisen zur Haltestelle Rathaus. Zum Einstieg in den Weg braucht man dann nur noch knapp 200 Meter bis zur Bruchwaldhalle.

Ein sagenhafter Sonnenaufgang versüßte uns den Start in den frühen Morgen. Sanfte Strahlen wogten hinter dem Horizont hervor und tauchten das Firmament in leuchtende Farben.

Wir suchten im Dorf Dörrenbach selbst leider vergebens nach unserem roten Punkt, sodass wir der Navi-App zum Ortsrand an der Landstraße folgten und jene auch überquerten.

Erst einmal bergan noch über eine landwirtschaftlich genutzte Asphaltstraße erschien der Bielerhof zu unserer Linken. Wir umrundeten ihn halb nach links, bis wir einen Waldrand erblickten, wo uns endlich ein Roter Punkt im hellen Morgenlicht anflirrte.

Geruhsam trabten wir über den breiten Waldweg, bis wir vor dem nächsten Dilemma standen: Die ausgeschilderte „Umleitung“ an dieser Stelle war vom Bauern in ein besätes Feld verwandelt worden, durch den benachbarten Wald war kein Durchkommen und so war guter Rat teuer! 😯 Also kreierten wir uns per Navi-App unsere eigene improvisierte Route bis zur Grube Labach. Hier wurde mal wieder der Status des „Vergessenen Weges“ deutlich!

Endlich stießen wir auf den Track und landeten hinter dem kleinen Weiler.

Hier wurde Sarah am Waldhaus Hollinger etwas wehmütig, denn „Esse geh´n uff die Labacher Grub“ war Teil ihrer Familientradition. Leider haben sie nur noch freitags und samstags 17 bis 22 Uhr und sonntags und feiertags 11 bis 21 Uhr bis Mitte Juni 2024 geöffnet, denn die Wirtsleute gehen dann in den verdienten Ruhestand.

Folgenden Text entdeckten wir über die Geschichte der Grube Labach
„Die kleine Ansiedlung im Labachtal entstand bei dem 1841 hier angelegten ,,tiefen Stollen” der Breitenbacher Grube Augustus. Er lag zwar noch auf Breitenbacher Gemarkung, aber weitab vom Dorf an der Grenze zum Ostertal und entwickelte sich zum wichtigsten, zuletzt einzigen Stollen dieses Betriebs. Abgebaut wurde das 25 – 30 cm mächtige „Hausbrandflöz” der Breitenbacher Schichten. Der Abbau der Steinkohle erfolgte im Strebebau mit Hilfe von Schlitten und Förderwagen über Bremsberge. Die Förderstrecke war über 3 km lang. Einen beachtlichen Aufschwung nahm die Grube seit 1818 unter den Besitzerfamilien Fröhlich und Röchling. 1881 waren sämtliche Grubenstollen (Augustus, Woosheck, Bösenborn) miteinander verbunden. In der Blütezeit 1841 – 60 wurden 4.500 Tonnen pro Jahr gefördert, bei einer Belegschaft von 73 bis 86 Mann. Auf Grube Labach entstand in den 1890er Jahren ein Brechwerk, ein Pulvermagazin und ein Schlafhaus für die Bergleute. Eine Dampfmaschine wurde zur Stromversorgung installiert, eine Pumpe zur Wasserförderung, ein Haspel und ein Pelzer-Ventilator zur Bewetterung. Bei der Stilllegung 1912 waren hier 47 Mann beschäftigt. 1927-37 und 1947-53 war die Grube nochmals in Betrieb, zuletzt im Besitz der BASF. Dann musste sie der Konkurrenz der Saargruben weichen.“

Unser nächstes Zwischenziel war das Köpfchen, ein Bergkopf zwischen Werschweiler und Saal. Das bedeutete erstmal über eine Wiese den Pfad anpeilen, zuvor noch ne Landstraße passieren und schließlich auf einem alten Karrenweg durchs Gestrüpp kämpfen. Könnt Ihr Euch vorstellen, dass man sich auf „zivilisierten“ Untergrund freuen kann?

Auf dem Pass angekommen, lag uns auch schon das beschauliche Ostertal zu Füßen. Es ist rund 31 km lang, zwischen zwei und vier Kilometer breit, entspringt nördlich des Weiselberges bei Oberkirchen auf einer Höhe von etwa 330 m und überwindet ca. 85 Höhenmeter von der Quelle bis zur Mündung bei Wiebelskirchen. Diese Gegend wurde bereits 6000 bis 3000 V. Chr. besiedelt, die Kelten und Römer waren hier ansässig und die heutigen Orte im mittleren Talabschnitt zwischen 977 und 1443 erstmal urkundlich erwähnt. Auf dem Weg talwärts in das 1443 erstmals erwähnte Saal kreuzten wir den Panoramaweg St. Wendeler Land.

Nun begann ein längeres Teilstück innerorts, das uns zunächst nach Niederkirchen und später durch Marth führte. Eine kleine wärmende Pause vergönnte uns Marcos ehemaliger Arbeitskollege. Ganz liebe Grüße an dieser Stelle an ihn und seine Frau!

Irgendwann schwenkte die Wegeführung direkt auf den Talgrund der Betzelbach zu, die wir dann auch überbrückten.

Gemütlich auf breitem Weg wanderten wir hinauf nach Hoof. Lautes Wiehern begleitete uns beim Gang durch einen Reiterhof. Wir entdeckten, dass man hier alternativ starten könnte, da auch samstags eine Anbindung nach St. Wendel zum Bahnhof besteht.

Haben wir schon erwähnt, dass wir immer noch Höhenmeter schrubben mussten? Und zwar am Sportplatz vorbei hinauf bis zum Steinhübel (423m) und Steinhügel (443m). Ja, Ihr habt Euch nicht verlesen, die beiden heißen original genau so! 😎

Zwischendrin genossen wir bei malerischer Aussicht nach 10 Kilometern unseren „Pausenweck“.

Der Windpark Haupersweiler lässt auf diesem Teilstück fleißig die Räder drehen, während die St. Wendeler Schleife des Saarland-Rundwanderweges darunter hindurch verläuft.

Nach 12,2 Kilometer Fußmarsch mussten wir auf dem Weg zum Weiselberg (570m) zwei nicht ungefährliche Landstraßen überwinden, teilweise auch an ihnen entlanggehen.

Während wir diesen zwei Kilometer langen Abschnitt meisterten, kreuzten bzw. liefen wir gemeinsam mit der Ostertal-Runde, demFritz-Wunderlich-Weg und dem Premiumwanderweg Weisselberg Gipfeltour.

Auf dem Weiselberg Rundwanderweg angekommen, schleuderte uns eine riesige Infotafel folgendes entgegen:
„Das Naturschutzgebiet “Weisselberg” wurde wegen seiner herausragenden Lebensgemeinschaften der Wälder und Grünlandgesellschaften mit einer Größe von 78 ha in das europäische Schutzgebietsnetz NATURA 2000 aufgenommen. Eine Besonderheit stellen die artenreichen, buntblumigen Borstgrasrasen dar. Es handelt sich dabei um eine rasenartige Vegetation mit bestimmten Gräsern und Kräutern, die aus einer extensiven landwirtschaftlichen Nutzung durch Mahd und/oder Beweidung hervorgegangen ist. In den letzten Jahrzehnten haben Borstgrasrasen über 90 % ihrer ursprünglichen Fläche verloren. Sie wurden mit Fichten aufgeforstet oder die Nutzung wurde ganz aufgegeben mit der Folge, dass die Flächen zunehmend mit Gebüschen zuwachsen. Dabei gehen auch die Bestände vieler lebensraumtypischer Pflanzen- und Tierarten, die auf offene besonnte Böden angewiesen sind, zurück. Im Rahmen eines, von der Europäischen Union und dem saarländischen Umweltministerium finanzierten LIFE-Projekts werden Borstgrasrasen auf einer alten Fichtenkahlschlagsfläche am Fuße des Weisselbergs durch Rodung von Gebüschen und anschließende Mahd wieder regeneriert.“

Später passierten wir in der Nähe der versteckten Quelle der Oster wieder den Fritz-Wunderlich-Weg, bevor wir zum Endspurt ansetzten.

Auf Singletrails, die kreuz und quer über die Hänge des Füsselberges schwenkten, verließen wir das Ostertal hinauf auf den Freisener Bann.

Wir wurden erneut ausführlich informiert, und zwar über das Seuchenkreuz am Füsselberg, welches sich aber leider nicht auf unserem direkten Weg befand:
„Das Wahrzeichen am Füsselberg, das Seuchenkreuz, ist das bedeutendste Kreuz des Ortes Freisen. Es ragt auf dem höchsten Punkt des Füsselberges mit einer Höhenlage von 595 m über NN empor. Im Jahre 1864 war im Bauerndorf Freisen eine Lungenseuche ausgebrochen und vernichtete den gesamten Bestand an Rindern, Ziegen, Schafen und Schweinen: Auch Tiere, die nicht an der Krankheit zugrunde gingen, mussten auf Anordnung der Königlich-Preußischen Regierung getötet werden, um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Es braucht nicht allzu viel Fantasie, um sich vorzustellen, in welch großer Not und Bedrängnis sich die Menschen befanden. In dieser großen Not gelobte die Gemeinde jährlich am Karfreitag eine Bittprozession zum Kreuz auf dem Füsselberg durchzuführen.“

Auf 550 Höhenmetern und nach 17.5 Kilometer genossen wir am höchsten Punkt der Etappe die Aussicht auf das Freisener Umland. Die gepflegte Schutzhütte hätte uns bei angenehmerem Wetter gewiss zu einer Rast eingeladen.

Wenig später, also nach ca. 21 Kilometern, kamen wir hungrig dem Ziel entgegen.

Hungrig (Sarah) und den Hunger verspürend (Marco) kehrten wir dank dem Tipp von Marcos Arbeitskollege im KEKO BISTRO in St. Wendel ein. Sehr zu empfehlen! ☺️

Fazit: Landschaftlich mega reizvoll und mit ordentlich Höhenmetern verbessert sie die Wanderlaune erheblich! Aber es sind einige Abschnitte, welches eine Navi-App voraussetzen, da man ansonsten verloren geht!

Zeitraum: Oktober 2023

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