Strauchs Wanderlust

Nahesteig, Etappe 02/02

Der zweite Teil unserer Mehrtageswanderung führte uns von Nohen bis nach Idar-Oberstein zum Kammerhof. Am Ende des Tages sollten es aus den angesetzten 18km aber mit der Zuwegung zum Bahnhof in Idar-Oberstein und einigen neueren Umleitungen fast 20,5km werden.

Wir frühstückten ausgiebig und lecker im Café Allerhand, wo wir die Nacht in einem von drei Gästezimmer verbracht haben. Mehr Infos zu der Lokalität, deren Alpakas und dem kleinen Laden findet ihr unter www.cafe-allerhand.com!

Unser morgendlicher Start wurde von traumhaftem Wetter begleitet. So querten wir im Sonnenschein den direkt neben dem Café liegenden Bahnhof Nohen, von dem man das Ganze auch als Tagesetappe beginnen kann.

Wenige hundert Meter nach dem innerörtlichen Bahnübergang wurde der ursprüngliche Weg (= schattiger Hohlweg bis zum Rohrbachtal) um ganze 2,5km umgeleitet. Es mindert aber nicht den Spaß, den dieses Wegestück uns erbrachte: Singletrails durch den Laubwald mit seinen tanzenden Sonnenstrahlen und dem Gezwitscher der gefiederten Fauna.

So trafen wir nach dem Überschreiten des Rohrbaches wieder auf den Orginal-Track.

Die Servicestation „Odels Uwe“ versteckte sich erst, dann tauchte sie nach 400 Metern rechterhand am Berghang auf.

Beim Odel´s Ofen (im Volksmund Uwe) handelt es sich um eine Felsenhöhle in der Form eines Backofens früherer Zeiten. Die Sage existiert in zwei Varianten, die bekannteste war aber die einer Frau namens Ottilie »Odilche, die im 30-jährigen Krieg hier gehaust haben soll. Nachdem ihre Angehörigen und die anderen Einwohner ihres Dorfes den kriegerischen Überfällen und Krankheiten zum Opfer gefallen waren, zog sie sich hierher zurück. Dichtes Gebüsch machte die Höhle fast unauffindbar und ein klares Bächlein spendete das nötige Trinkwasser. Zwei Hühner, die abwechselnd täglich ein Ei legten, sorgten dafür, dass das arme Weib nicht verhungerte. So überlebte sie.

In jener Zeit boten abgelegene und geschützte Plätze – wenn keine Burgen oder befestigte Städte erreichbar waren – für die Landbevölkerung beim Herannahen von Feinden oftmals den einzigen Schutz für ihr Leben. So wurde gewiss auch der Odel´s Ofen von hiesigen Bewohnern als Zufluchtsstätte benutzt, was in späterer Zeit vermutlich zur Entstehung der Sage führte.

Ohne Umschweife begann ein langsamer Abstieg über einen breiten Weg. Uns bot sich eine offene Feldlandschaft gespickt mit weiten Ausblicken.

Ein kleines Naturhighlight bildete die „Alte Douglasie“, die deutlich von einem Blitzeinschlag gezeichnet ist.

Ein Hinweisschild präsentierte sich uns informativ über den „Odels Uwe“-Wanderweg, der mit seinen 5,6km ein örtlicher Wanderweg darstellt.

Am Ortrand von Kronweiler entdeckten wir den Namensgeber des Steiges: Die Nahe.

Hier pausierten wir an deren Ufer in der Nähe der Helmut-Steffen-Brücke direkt auf einer halbmorschen Bank.

Zuvor informierte uns ein Wegweiser, dass sich hier im Ort ein Bahnhof mit „RB“-Zugang befindet.

Quer durch den Ort dirigierte uns der Weg erneut bergauf und schließlich durch die so genannte Eiserne Lay über einen Waldweg in Richtung Sonnenberg-Winnenberg. Hier in diesem Gebiet erfolgte unsere zweite kleinere Snackpause in einer neu errichteten Schutzhütte mit fantastischer Fernsicht.

Warum so viele Pausen? Es war richtig warm geworden und Sarah plagte ihr chronischer Hunger. Ganz in der Nähe verläuft übrigens auch die 12,3km lange Traumschleife Gräfin Loretta.

Dahinter im beginnenden Forst erfolgte eine weitere, aber endgültige Verlegung des Wegeverlaufes.

Anstatt wie bisher in der Höhe am Hang der Nahe die Tour zu erwandern, steigt man hinab zur Nahe.

Nach dem Überschreiten einer Landstraße wandert man auf der linken Seite mit Verkehrslärm und rechts gluckert die Nahe in idyllisch in ihrem Beet. Richtig anstrengend und zum Schwitzen brachte uns der stetige Aufstieg nach Sonnenberg- Winneberg. Einige Klettereinlagen inklusive erklommen wir den Hang.

Oben am Ortsrand hat die Servicestation Lorettablick ein neues Zuhause gefunden. Zwar kann man die nahe Frauenburg nicht mehr betrachten, dafür haben die Dorfbewohner einen idyllischen Platz geschaffen.

Ein kleines Brünnchen, eine Grillhütte und für uns ein willkommenes Schattenplätzchen beherbergen nun die Stempelstelle. Endlich auch ein Ort für unsere erste richtige Pause, die mit dem Leeren des Picknicksackes zelebriert wurde.

Bevor wir aber zum nächsten Abschnitt gelangten, erforderte das bezauberte Bachtal unsere Aufmerksamkeit. Durch die lange Trockenheit hatten sich lose Erdabgänge mit Laub, Steinen und Stöcken darunter gebildet, die den Untergrund in eine Schlitterpartie für unser Schuhwerk verwandelten. Ohne gute Ausrüstung, hoher Trittsicherheit und Erfahrung kann dieser Abschnitt für Ungeübte eine echte Sturzgefahr bedeuten. Es gibt eine Möglichkeit diese Stelle über einen kleinen, aber sicheren Umweg zu begehen. Wir empfehlen Euch eine Navi-App zu verwenden oder Euch gerne per E-Mail an uns wenden, wenn ihr genau wissen möchtet, wie ihr laufen könnt.

Unten im Tal befand sich der Verlauf dann auf einer leider breiten Waldautobahn mit Zug- und Schnellstraßenlärm inklusive.

Hier befindet sich auch die Servicestation Weibersprung, wo ihr den nächsten Stempel absahnen könnt. Versüßt wird dieser Platz mit einer Bank samt Ausblick auf den Klausfelsen, der auch „Nahe-Lorelay“ genannt wird. Laut Sage lebte im Gewässer unterhalb des Gesteines ein Ungeheuer, dem jährlich eine Jungfrau geopfert werden musste.

Gemütlich wanderten wir auf dem breiten Schotterweg, bis wir am Talgrund die Servicestation Fischerhütte erreichten. Wir hatten richtig Glück, denn nur gelegentlich macht die Oberbrombacher Fischerhütte auf. So erlebten wir eine lustige Pause mit 90er-Tanzeinlage der anwesenden Gäste. Man kann hier auf einem großartigen Rastplatz direkt an der Nahe, die Füße ins Nass stecken.

Noch ein liebes Hallo und Danke an die sympathische „Fast-Saarländerin“, die an diesem Tag Dienst in der Fischerhütte hatte!

Puh, jetzt stiegen wir erneut bergan! Die heiße Nachmittagssonne strahlte kraftvoll durch das noch dichte grüne Blattwerk, sodass der Boden von unzähligen Mustern übersät wurde.

So holte uns wenig später die Zivilisation wieder ein. Wir flanierten kurz an der Landstraße nach Idar-Oberstein vorbei, bevor wir rechts neben der Brücke, welche das Tal überspannt, hinab in die Naheauen eintauchten.

Einige Angler machten es sich am Ufer zur Aufgabe das Abendessen zu fangen, während wir den Straßenlärm von oben mit der sanften Ausstrahlung des plätscherten Flusses vergleichen konnten.

Auf der Baumelbank ruhte sich Sarah wenige Minuten lang aus, bevor uns klar wurde, dass wir die Beine in die Hand nehmen mussten. Sonst hätten wir sehr lange auf den nächsten Zug warten müssen!

Erste Hinweisschilder halfen uns die Traumschleife „Rund um die Kama“ ein Stück weit mitzuerkunden. Rechts und links begann sich das Naturschutzgebiet „Kammerwoog-Krechelsfels“, mit einer Fläche von 49ha auszuweiten. Mehr könnt ihr in unserem Blogbeitrag über die Traumschleife erfahren!

Knapp vor der Servicestation Achatschleife trennten sich die Wege. Die Achtschleife war eine Edelsteinschleife, in der mit Hilfe von Wasserkraft die wertvollen Funde in schöne Formen gebracht wurden.

Die letzten beiden Kilometer brachten uns in Sichtweite der Nahe zum Zielpunkt am Portal Kammerhof.

Zuvor staunten wir noch im Schnellschritt über die grandiosen Felsformationen.

Gerade mal 2 Minuten vor dem Einlaufen des Zuges erreichten wir über die Zuwegung zum RE den Bahnhof Idar-Oberstein.

Fazit: Die erste Etappe war die landschaftlich abwechslungsreichste. Auch ist sie besser für Wanderer, die einfach eine gemütliche Tagestour erleben möchten. So ist die 2te Etappe interessanter für Vielwanderer, die einen höheren Anspruch an die Wegebeschaffenheit haben. Als einziges Manko dieses Steiges empfanden wir das Auf- und Abflauen – insb. bei Etappe 2 – des Verkehrslärmes.

Zeitraum: Juli 2022

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