Strauchs Wanderlust

Biosphärenreservat Bliesgau: Großer Stiefel

Knapp 5 Kilometer lang ist diese kleine Rundtour oberhalb von Sengscheid in der Nähe von St. Ingbert. Marco war an diesem Tag nur 1,5 Stunden unterwegs und überwand 130 Höhenmeter.

Offizieller Startpunkt ist der Wanderparkplatz Zum Stiefel/Sengscheid in St. Ingbert-Sengscheid. Prima ist der Wanderweg auch durch den ÖPNV erreichbar: steigt an der Bushaltestelle „Alter Weg“ in Sengscheid aus und wenige hundert Meter nach dem Überbrücken der A6 seid ihr schon am offiziellen Startpunkt. Es fährt regelmäßig vom Bahnhof St. Ingbert die Buslinie 526, auch am Wochenende herrscht eine gute Verbindung.

Während Sarah gemütlich im warmen Sessel ihr Knie schonte, trottete Marco mutterseelenallein durch den Sankt Ingberter Wald. Als einsamer Wanderer fühlt der arme Mensch sich immer ein bisschen unruhig und bangt. So trollte er sich im Uhrzeigersinn durch die Lande.

Beim ersten Anstieg war Marco kurz irritiert, da ein Schild zwei Varianten anbot, den direkten und richtigen auf einem Singletrail den Hang hinauf und eine breite Waldautobahn. So latschte er unnötig einige hundert Meter in die falsche Richtung, … später fand er das korrekte Wegeschild am Ende des schmalen Pfades.

Im dichten Nebel reihte sich ein Baum neben den anderen. Aus dem Nebeldunst kamen nach kurzer Wegstrecke schattenhafte Umrisse auf Marco zu. Sie stellten sich als Felsformationen heraus.

Der Stiefeler Felsen ist ein Buntsandstein, der von Wind und Wasser geformt wurde. Bereits in vorchristlicher Zeit soll er als Gegenstand religiöser Verehrung genutzt worden sein. Seiner Form nach ähnelt das Naturdenkmal einem umgedrehten Schuh oder Stiefel.

Der Sage nach lebte hier der Riese Kreutzmann, der den Felsen als Opfertisch zum Fressen von Menschen nutzte. Er galt zudem auch als böse und so wütend, dass er Bäume ausriss und den Berg hinunterwarf. Einer der Steine soll sein Schleifstein gewesen sein, den man noch heute im Stadtteil Rentrisch in einem Vorgarten – den Spellenstein – finden kann.

Neben dem Stiefel steht der „Teufelstisch“, ein fünfeckiger Monolith aus der Zeit 1200 – 800 vor Christus.

Wenig später kam bergauf eine bewirtschaftete Hütte in Sicht. Jene Einkehrmöglichkeit ist die Heinrich-Kohl-Hütte, die im Volksmund auch Stiefeler Hütte genannt wird. Sie hat sonntags von 10 – 19 Uhr geöffnet. Also hatte der arme Marco an diesem Samstag keine Option etwas Warmes in den Bauch zu bekommen.

Dichte Nebelschwaden blockierten weiterhin seine Sicht, doch er konnte nach zirka 2 Kilometern einen kleinen Abzweig zum Kulturdenkmal Stiefeler Schloss entdecken.

Dieser Punkt in der Landschaft blickt auf eine lange geschichtliche Bebauung zurück. Auf dem Höhenzug des großen Stiefels stammt die älteste Besiedlung aus 10000 – 5000 vor Christus und die jüngste aus dem späten Mittelalter. Selbst Römer und Kelten hinterließen hier ihre Spuren.

Die ganze Gegend durch die Marco heute lief, gehört zur Mittelstadt St. Ingbert. Der große Stiefel ist 398 m hoch und gilt als ihr Hausberg, der im Südwesten der Stadt liegt. Der Berg „Großer Stiefel“ wird von der Bevölkerung als beliebtes Wandergebiet angenommen, u.a. auch weil es an den Ausläufern des Pfälzer Waldgebietes grenzt und somit naturnahen Mischwald mit hügeligem Gelände bietet, zugehörig auch zum Biosphärenreservat Bliesgau.

Die nächsten 3 Kilometer verliefen recht ereignisarm: mystisch angehauchter Laubwald, der von breiten Waldwegen durchzogen wurde. Die Fauna und Flora raschelte beidseits und gab Marco ein mulmiges Gefühl.

Zwischendrin entdeckte er noch unseren alten Bekannten, den Saarland-Rundwanderweg.

So spazierte der „bibbernde“ Marco zurück zu seinem Auto und die innere Unruhe ebbte ab.

Fazit: Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, bietet sich dieser kleine gemütliche Weg für Wandereinsteiger und Familien mit Kindern geradezu an. Es empfiehlt sich das Interessante, nämlich den Stiefel und die Einkehr in die Hütte, durch ein Laufen im gegen den Uhrzeigersinn ans Ende zu setzen. Alternativ offeriert sich auch der „Spazierweg Zum Stiefel“, der auch neu beschildert wurde.

Zeitraum: November 2022

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