Strauchs Wanderlust

Traumschleife Murscher Eselsche

Mit Saharasand überall auf dem Auto starteten wir unseren Kurztrip in den Hunsrück. Das Wetter sorgte zuerst für Verdruss: Nebelschwaden und bewölkt. Unsere Fahrten auf der A1 wurden für uns bisher immer als Garant für schlechtes Wetter empfunden. Aber… Es klärte sich deutlich auf je näher wir in Richtung Ziel kamen.

Die erste Tour startete mit ca. 11 km an der Bürgerhalle in Morshausen. Mitten in dem beschaulichen Ort ist die Millenium-Eiche gepflanzt. Anlass war eine rauschende Sylvesterparty. Hier und auch an der Kneip-Eiche (ca. 500m weiter) findet ihr die offiziellen Parkplätze.

Wir wurden von der Stille überrascht: das Fehlen von Autobahngebrumm und Zugrattern. Dafür massig Vogelzwitschern und das Sägen von Holz in der nahen Umgebung.

Wir stiefelten noch keine 100m und erreichten schon den Ortsrand. Direkt hier versüßte uns eine Sinnesbank die absolut geniale Fernsicht. Zuerst auf einem Wiesenweg, dann wenige Meter auf Asphalt gelangten wir vorbei an der zweiten Bank – samt Holz-Esel – auf einen Singletrail.

Durch einen Buchen-Eichenwald hindurch schweiften unsere Blicke in die Ferne ins nahe Baybachtal. Dort würden wir bald sein. Nach ca. 800 m Wegstrecke fanden wir einen Aussichtsplatz mit drei Panoramatafeln.

Marcos Drohne wurde ausgepackt um diese atemberaubende Landschaft von oben zu begutachten.

Vor uns trotzte das Murscher Eselsche in seiner ganzen rostigen Pracht. 

Ein knorriger Rastplatz, erbaut aus einem umgefallenen Birnbaum im Jahre 2012, lud uns zum kurzen Verweilen ein.

Ein sanfter Wiesenweg brachte uns im beschaulichen Auf und Ab schließlich bis zur Marke zwei Kilometer. Auf dieser kurzen Distanz von gerade mal 2000 Metern hatten wir zwei Sinnesbänke, eine normale Bank und zwei gepflegte Rastplätze zu unserer Verfügung.

Nun ging es steil bergab auf dem alten Zechenpfad ins Baybachtal. Eine von zahlreichen Infotafeln erklärte uns das Bergleute vor 150 Jahren so zur Grube Theresia liefen.

Diese Wege wurden immer auf der leichtesten und kürzesten Trasse gebaut, um die körperlich schwer arbeiteten Männer auf dem besten Weg nach Hause zu senden. Der Wegeverlauf ist fast identisch mit dem historischen.

Über Serpentinen hinweg über Steine mit Wurzelwerk führte uns die Beschilderung. Erwähnenswert sei die hohe Anzahl an Marcos Erzfeinden: Treppenstufen! Vorbei an einer Abraumhalde aus Schiefer gelangten wir zum unteren Schacht der Grube Theresia.

Aus ihm wurde ein Habitat für Fledermäuse. Der obere und mittlere Schacht der Erzgrube sind verschüttet.  In der Grube wurden von 1859 bis 1886 Blei-, Silber-, Kupfer- und Zinnerze gefördert.

So rasteten wir kurz – um Sarahs Knie ne Pause zu gönnen – auf dem dort befindlichen Rastplatz, garniert mit einem Weitblick zur Forellenzucht.

Unten an der Talsohle trabten wir vorbei zuerst an einen gurgelnden Zulauf des Baybaches, bevor wir auf breitem Weg zur Forellenzucht mit angeschlossener Gastronomie und Hotel kamen.

Wir empfanden es als wohltuend von dem steilen und anstrengenden Singletrail auf dem einfach zu bewältigenden Weg zu wechseln.

Unser bisschen Hoffnung, dass das Restaurant geöffnet hätte, wurde bei dem Anblick auf die dunklen Fenster zerschlagen. Offiziell sollte es geöffnet sein. ☹

So trotteten wir zunehmend hungrig durch das erwachende Tal: Blühende Schneeglöckchen, Immergrün und Milzkraut.

Hinter dem historischen Zechenhaus fanden wir endlich einen idyllischen Platz zum Futtern, wo der Baybach zum Greifen nah war.

Auf den insgesamt drei Kilometern durch das breite Talbecken des unteren Baybaches entdeckten wir die Mohrenmühle und die Franzenmühle. Beide sind in Privatbesitz und können nur von außen bestaunt werden. Sarah fiel die Hochbauweise ins Auge, wohl als Hochwasserschutz gedacht mit Verarbeitung von regionalem Schiefer.

Sinnesbänke, mit Efeu verhangene Bäume, alte Mühlgräben und Obststreuwiesen flankieren unseren Weg.

Auf diesem Abschnitt erfolgte die erste Überbrückung der Baybach. Diese Holzbrücke wurde durch eine Bürgerinitiative, genau wie der ganze Weg, ins Leben gerufen und wird von Bürgern aus Morshausen gepflegt.

Am Ende des Durchganes durch das Tal passierten die zweite Überbrückung der Baybach. Dieser Übergang wird im Volksmund Perdskimbel genannt. Noch heute gehen die Murscher über diesen Steg zum Mackener Junggesellenfest. Der Gegenbesuch erfolgt an Fronleichnam zum Murscher Dorffest.

Stufen über Stufen… Der anstehende Weg hielt jede Menge davon für den armen Marco parat.

Von nun an ging es wieder bergauf. Wir überschritten ein kleines rauschendes Bächlein, welches mit einem imposanten Wasserfall in die Baybach mündet.

Die nächste Infotafel offenbarte neben einem Ausblick auch eine Erläuterung: Das Murscher Eselsche ist ein Bergrücken, der früher dem Aussehen eines jungen Esels glich. Kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges sprengten übermütige Jugendliche mit gefundener Granatmunition den Felsen. Es kam zwar kein Mensch zu schaden, aber das Eselsche verlor Ohren und Nase.

Es änderte sich der Untergrund: Fels mit lockerer Erde und Geröll brachten uns zum Haacks-Köppsche. Es wurde nach einem Zoologen benannt, welcher hier in den 30er Jahren einen Hunsrück-Tier-Park eröffnete. Das Gebäude verfiel, so findet man heute keine Überreste mehr.

Die erste kleinere Seilsicherung wurde vorsichtig und mit Bedacht überwunden. Hier zeigt sich deutlich der hohe Anspruch an Trittsicherheit, den dieser Wanderweg erfordert.

Durch ein schmales Kerbtal bergan übersprangen wir mehrfach ein gurgelndes Rinnsal. Wir fühlten uns fast wir im Schwarzwald.

In schmalen Serpentinen bezwangen Schritt für Schritt den Hang, welcher uns zum Fuße des Eselsche leitete.

Über gut platzierte Seilführungen kletterten wir auf dem losen Untergrund den Felsen hinauf. Wieder zeigte sich der Anspruch an gutes Schuhwerk, kein Ort für Sneaker und Flipflops.

Rötlich schimmerte eine Sitzgelegenheit, welche auf einem Felsvorsprung thronte. Marco traute sich, das Panorama machte ihn sprachlos.

Nach längerem Anstieg stießen wir auf einen breiten Forstweg. Nur 400m später wies uns die Beschilderung zu drei grandiosen Ausblicken: Süd, West und Nord. Bei der letzteren saß ein kleines Holzmännchen und bewunderte mit uns gemeinsam die Landschaft unterhalb.

Es führten uns breite Forstwege bis zur Jacob-Kneip-Eiche. Dieses 700 Jahre alte Naturdenkmal ist nach einem Heimatdichter benannt.

Durch das historische Dorf, welches bereits zu keltischer Zeit besiedelt wurde, gelangten wir zum Startpunkt.

Unser Domizil für die nächsten Tage war in Kastellaun die Badische Amtskellerey. Hier sind wir 2021 schon einmal gewesen. Wir haben uns durch das Ambiente und das sympathische Inhaberpaar so wohl gefühlt, dass wir wieder gekommen sind.

Fazit: Wir sind begeistert! Selten erlebt man eine solch harmonische Kombination aus Singletrails, Naturschönheiten und guter Infrastruktur wie auf diesem Wanderweg. Trittsicherheit sowie gute Kondition ist auf dieser Tour auf jeden Fall von Nöten.

Zeitraum: März 2022

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