Strauchs Wanderlust

Neckarsteig, Etappe 05/09

Die 5. Etappe von Eberbach bis nach Neunkirchen hat stolze 18 Kilometer und somit die längste des Neckarsteiges.

Mega satt und kugelrund gefuttert plumpsten wir am Tag zuvor in unser Bett im Hotel „Zum Karpfen“. Nach einer durchgeschlafenen Nacht servierte man uns am nächsten zum Frühstück ein annehmbares, aber unaufgeregtes Buffet.

So zogen wir im strahlenden Sonnenschein gesättigt mit umgeschnalltem Rucksack los.

Zuerst tappten wir noch durch die historische Altstadt von Eberbach, dann stetig bergan durch ein Wohngebiet.

Den Neckar zu unserer Rechten führte uns die Beschilderung über Asphalt, der durchbrochen war von schmalen Pfaden.

Interessanterweise erinnerten uns alte Trockensteinmauern an den Weinbau, welcher in diesem Teil des Neckartales mal weit verbreitet war.

Das Durchblitzen des Neckars durch die belaubten Bäume empfanden wir als gelungene Abwechslung. Irgendwann nach circa 2,6 Kilometern kam die Ludwig-Neuer-Hütte in Sicht.

Marco benutzte diesen großartigen Aussichtspunkt zum ausgiebigen Drohnenflug. Sarah amüsierte sich lieber über ein Schild, das in dem hiesigen Dialekt auf lustiger Weise zum Müll in die Tonne werfen aufruft.

Am hinteren Ende prangte eine Tafel, welches das „Rote Krokodil von Eberbach“ anpries. Es ist ein Fossil, das den Fußabdruck eines urzeitlichen Tieres zeigt.

Ein Singletrail führte uns über Stock und Stein hinauf zum Scheuerberg, der mit 378 Höhenmetern der zweithöchste Punkt darstellt.

Gemächlich bergab über einen Höhenrücken eröffnete sich uns ein erstaunlicher Blick über eine Streuobstwiesenlandschaft, die immer wieder unterbrochen wurde von Trockensteinmauern in verschiedensten baulichen Stadien.

So rasteten wir hinter einem Bauernhof neben einem plätschernden Brunnen… Unser Aufenthalt war nicht von großer Dauer. Unzählige Wespen umschwirrten die nahen Apfelbäume und wenig später auch uns! Da nahmen wir die Beine in die Hand (Marco etwas schneller 😉).

Erst Asphaltwege, dann schmale Waldpfade erlaubten uns den langsamen Anstieg auf den Schollerbuckel.

Seine 318 Höhenmetern präsentierten uns einen Fernblick bis zum Neckarufer. Die Schutzhütte gestattete uns auch die unterbrochene Rast fortzusetzen.

Kaum die Brote ausgepackt… siehe da, Anne und Sabine kamen um die Ecke. Wir schwatzten gemütlich und verabredeten uns erneut abends in der gemeinsamen Herberge zu verbringen. Hier wieder herzliche Grüße!

Die beiden verabschiedeten sich von uns, während wir noch ein wenig die Ruhe und Stille genossen.

An den Hängen des Kranichberges tappten wir locker bergab auf steinreichen Untergrund.

Leider verbrachten wir anschließend die nächsten 3 Kilometer stetig auf einer Waldautobahn. Einziges Highlight war fast gegen Ende das Gurgeln eines kleinen Bächleins an dessen Talsohle wir das Neckarufer erreichten.

Nun stand die Überquerung der Schleuse Rockenau. Sie ist eine von insgesamt 27 Neckar-Schleusen und wurde 1933 erbaut.

Der durchsichtige Gitterrost unter Sarahs Füßen überwand sie äußerst fix vor sich hinsingend. Brücken mit Löchern im Boden sind nicht so ihr Ding!

Auf der anderen Neckarseite erklommen wir den Aufstieg bis zur Burg Stolzeneck. Diese auf 208 Meter erbaute Ruine war leider mit einem Bauzaun versperrt.

Sie gilt als baufällig und konnte leider zu diesem Zeitpunkt nicht erkundet werden. Wir hoffen das, die sich im Eigentum des Landes Baden-Württemberg befindliche Ruine, bald wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Eigentlich freuten wir uns im Vorfeld auf die Erkundung von Burgen und Ruinen am Neckarsteig, doch wir wurden einige Male von Warnschildern davon abgehalten.

Direkt hinter der Burg wurde es endlich mal anspruchsvoller. Hier beginnt ein sogenannter „alpiner“ Steig. Wir sind aus den Bergen an echte alpine Steige gewöhnt, so dass wir die Bezeichnung alpin hier nicht verstanden. Es war ein schmaler Singletrail, der ohne Kletterpartien und Steilhänge, sowie anspruchsvolle Tritte zu bewältigen war. Wenn man ihn im Vergleich zur Wegbeschaffenheit des restlichen Neckarsteigs setzt, war dies zu einem ein Genuss, zum anderen auch der schwierigste Part gegenüber den überwiegenden breiten Forstwegen.

Noch nicht ganz auf dem höchsten Punkt der Tour stolperten wir wieder auf eine Waldautobahn, die uns zum Reihersee geleitete. An diesem unscheinbaren Fleck pausierten wir kurz und bogen über den Gürtelweg in den Rückenweg ein. Im Neckartal scheinen auch die Waldautobahnen Wegenamen zu erhalten. Das fiel uns auf der gesamten Reise auf.

Wir entdeckten einen Natur- und Erlebnisweg, der mit verschiedenen Stempelstationen und Infotafeln bestückt war. Das war sehr kindgerecht und liebevoll aufbereitet, die Stempelmotive richtig goldig.

So nahmen wir wieder auf den Gürtelweg in Anspruch, flogen vorbei an der Fritz-Baumgärtner-Hütte und hatten somit den höchsten Punkt bei 450 Höhenmetern hinter uns.

Leicht bergab auf dem breiten Eberbacherweg erreichten wir den Ortsrand von Neunkirchen und stießen direkt auf unsere Unterkunft, das Natur-Kultur-Hotel Stumpf.

Fazit: Landschaftlich bisher die reizvollste Strecke des Neckarsteiges. Die historische Altstadt von Eberbach, einige Aussichtspunkte, die Streuobstwiesenlandschaft, die Schleuse Rockenau, die Ruine Stolzeneck und schließlich der „alpine“ Steig rundeten diese Etappe ab.

Zeitraum: September: 2021

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